Ist Zucker gesund? – Eine kurze Betrachtung aus Sicht der Chinesischen Medizin

Ich finde es immer wieder faszinierend, wie wir Westler uns immer wieder schwer tun unser Denken umzustellen. Ich habe in vielen Ernährungskursen immer wieder darauf hingewiesen, wie vorsichig wir mit dem Konsum von Zucker und zuckerhaltigen Produkten sein sollen und doch sind es letztlich eher (leider oft einseitige) neue westliche Bücher, die dann Ernst genommen werden und die Leser dann leider oft auch sehr einseitig werden lassen.

Zucker hat, wie alle Nahrungsmittel (Mittel, die uns nähren sollen), viele verschiedene Wirkungen, die man kennen sollte. Denn nur dann weiß man was man tut und kann wirklich tun, was man will (angelehnt an Herrn Feldenkrais ;-)). Wissen wir nicht um all die Wirkungen, können wir sehr schnell neue Fehler machen. Die fünf wichtigsten Eigenschaften von Zucker sind:

1) Er befeuchtet 2) Er verschleimt 3) Er schwächt das Verdauungsfeuer 4) Er verletzt das Nieren-Qi 5) Er führt zu Trägheit

Im Einzelnen betrachtet sind das nicht alles negative Eigenschaften. Der Körper benötigt befeuchtende Lebensmittel, um Säfte und Blut zu stärken. Ein wenig Zucker (je unbehandelter umso besser > gelber r > Farbe der Milz) ist also völlig okay und sogar gesund! Je raffinierter Zucker ist (und der ist raffiniert, sag ich euch ;-)), umso mehr kommen seine negativen Eigenschaften zum Vorschein. Wir Westler sind schnell bei entweder/oder, aber die Chinesen mögen es gern sowohl als auch.

Beispielsweise ist Zucker in trocknenden Nahrungsmitteln wie Kaffee sehr wohl passend und gesund. Er gleicht die trocknende Wirkung des Kaffees gut aus und macht den Kaffee bekömmlich. Dort also bitte nicht weglassen. Bei Kaffee eher die Milch weglassen. Bevor Zucker zur Trägheit führt, wirkt er durchaus entspannend, wie alle süßen Sachen. Aber auch da der gelbe Rohrohrzucker und nichts Raffiniertes und auch nur in sehr kleinen Mengen.

Zu viel an Zucker (Achtung: In unglaublich viele Saucen und Fertiggerichten steckt unnötigerweise schon viel Zucker!) verschleimt den Körper, was tatsächlich auf Dauer sehr ungesund ist und zu jeder Menge Feuchtigkeitsstörungen führt (Weites Thema – besser einen Kurs besuchen ;-)). Die Menge entscheidet und die Häufigkeit. Einmal im Monat ein schönes Stück Kuchen oder ein Pralinchen stellen also kein Problem dar, wenn danach wieder weitestgehend zuckerfrei gegessen wird. Die bereits Süchtigen sollten besser mal 3 Monate ohne raffinierten Zucker auskommen, bevor sie mal wieder sündigen…;-)!

Alle künstlichen Zuckerersatzstoffe sind zu meiden (auch Stevia)! Sie besitzen fast dieselbe Wirkung wie Zucker, nur sind sie zusätzlich noch schwer verdaulich für den Magen, weil er diese Stoffe nicht kennt.

Zu hohe Mengen an Zucker oder eben falschen Ersatzstoffen sorgen dafür, dass das Verdauungsfeuer erheblich gefordert wird, was nicht nur das Milzyang schwächt, sondern auf Dauer auch das Nierenqi in Mitleidenschaft zieht (denn daraus holt sich der Verdauungstrakt die Power zur Verbrennung). Und ab hier wird es doppelt gefährlich oder schwierig, weil nun eine gewisse Antriebsschwäche hinzukommt, die uns weniger agil und aktiv werden lässt bei gleichzeitig steigendem Yapp (Verlangen ;-)) nach eben diesem ZUCKER. Zudem wird unsere Willenskraft geschwächt, was dem Zuckerkonsum förderlich ist, denn wir mögen uns kaum noch wehren…!

Empfehlungen:

  1. Wenig Zucker, eher Honig, Ahornsirup und ähnliche Süßungsmittel > aber auch die nur in Maßen (Kinder bis zum 6. Lebensjahr überhaupt keinen Zucker!!! Ihr Verdauungstrakt ist noch viel empfindlicher und wir züchten mit Süßigkeitengaben eine große Menge an Süchtigen und Kranken! Sorry, so ist es aber leider! Wenn wir unsere Kinder wirklich lieben, kein Zucker bis zur Schulzeit!)
  2. Wenig salzen > Große Mengen an Salz rufen die Sucht nach Zucker hervor > Ausgleich)
  3. Viel gekochtes Getreide wie Hirse, Amaranth, Hafer
  4. Schokolade nur ab 70%, besser sind 80% oder mehr an Kakaoanteilen
  5. Zum Süßen zwischendurch einheimische Früchte nehmen, ggf. gerieben
  6. Trockenfrüchte als kleine Nascheinheit zwischendurch
  7. Regelmäßige Einweißzufuhr ist gut (Eier, Fisch, Hülsenfrüchte, etwas Fleisch) als Ausgleich
  8. Wenn wir Zuckersündigen, dann bitte mit Hingabe und Genuss und nicht mit schlechtem Gewissen (Doppelt-Doof-Prinzip der Daoisten ;-))

In diesem Sinne finden wir doch die süßen Seiten des Lebens, die ohne Zucker auskommen, aber vielleicht dennoch raffiniert sind…;-)

Foto: Günter Gumhold – pixelio.de


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