Heute ein paar Zeilen zu dem chinesischen Begriff “Zhong/Mitte”. Die Bedeutungen, die sich hinter dem Wort verstecken sind enorm. Deshalb hier ein paar Ideen, worum es geht.
Zunächst einmal geht es natürlich um die offensichtliche Ebene, die Ebene des Sichtbaren, des Materiellen. Natürlich soll unser Körper ausgewogen in seiner Mitte bleiben. Doch was genau bedeutet dies? Nun, zunächst einmal muss betont werden, dass es keine exakte, genau festgelegte Mitte in uns gibt. Alles ist im Wandel und so wandelt sich auch die Mitte ständig. Dennoch gibt es einen gewissen “Umkreis”, in dem diese Wandlungen stattfinden sollten. Körperlich betrachtet sollen wir uns nicht zu weit nach vorne, hinten, links und rechts lehnen, um in unserer Mitte zu bleiben und nicht umzufallen. Doch wir sollen auch nicht zu tief sinken oder uns zu hoch hinaus wagen, dann besteht ebenfalls die Gefahr eines Umkippens. Und hier merken Sie schon, wie schnell sich körperliche Aspekte verbinden und durchtränken mit energetischen und geistig-seelischen Aspekten!
Deshalb sind Korrekturen des Körpers so unglaublich wichtig, um uns immer feiner in unsere Mitte hinein zu führen. Je tiefer, feiner und subtiler wir geerdet, gemittet 😉 sind, umso schlechter kann uns etwas umhauen. Deshalb ist es wichtig zu spüren, ob wir uns auf etwas stützen, was außerhalb von uns ist (etwa Geschwindigkeit), damit wir nicht durch ein Wegfallen von Geschwindigkeit ins Trudeln geraten. Als Beispiel möge unser Gehen dienen. Wenn wir schnell genug gehen spüren wir vielleicht nicht, dass wir eigentlich ständig in das vordere Bein hineinfallen. Tun wir dies so haben wir unsere Mitte bereits verloren, merken es aber nicht.
Energetisch sollten wir ebenfalls ausbalanciert bleiben. Was bedeutet das konkret? Nun, es bedeutet, dass wir nicht zu viel Energie ausgeben, verschleudern! Wir benötigen auch Phasen des Aufladens, der Pause, des Erholens! Das wiederum bedeutet, dass wir genügend Schlaf, genügend Atemluft und genügend Essen benötigen. Und alles in guter Qualität. Natürlich benötigen wir deshalb auch genügend Bewegung. Dabei sollten wir auch energetisch auf Ausgewogenheit achten. Die Beine sollen genauso bewegt werden wie die Arme, der Unterleib so wie der Kopf und die linke ähnlich wie die rechte Körperseite.
Und zum Schluss das Wichtigste. Die Mitte bewahren im Herzen (Xin), im Geist und in der Seele (Shen). Wir dürfen vor allem das geistig-seelische Gleichgewicht – und nichts anderes ist Zhong – nicht verlieren. Kein übertriebenes Anhaften an den Dingen, die täglich passieren. Kein Anhaften an Menschen, an Situationen. Der Zhongmai, eines der Wundergefäße (Außerordentlichen Gefäße) steht für diese tief in uns implantierte Fähigkeit beseelt zu sein ohne abhängig zu werden. Das Loslassen von bestimmten Wünschen, Begierden, Konditionen, Bedingungen, die wir an das Leben stellen, sorgen dafür, das wir ausbalanciert sind und nicht so schnell unsere psychische Mitte verlieren.
Denn jeder Verlust an Mitte, an Gleichgewicht, an Gesundheit, ist zu allererst ein Verlust der geistig-seelischen Mitte in uns. Und dieser Verlust liegt an unserem Ungleichgewicht zwischen dem Denken (Magen) und dem Fühlen (Herz), dem Ungleichgewicht zwischen Wollen und Folgen, zwischen absichtsvollem Handeln (You) und absichtsfreiem Handeln (Wu). Die Kultivierung des Herzens ist die beste Methode, sich vor einem Verlust seiner Mitte, vor Krankheit zu schützen. Vergessen wir das nie und trainieren wir dies täglich durch unsere Qigongpraxis!
Foto: Bernd Kasper, Pixelio
2 Gedanken zu “Zhong – Mitte / Die gilt es zu bewahren”