Ich möchte in diesem Artikel kurz auf einen sehr faszinierenden wie auch kaum vorstellbaren Zusammenhang eingehen. Der Zusammenhang zwischen dem, was die alten Chinesen “Kultivierung des Herzens“ nennen und was die Grundlage jedes guten Qigongs ist und der im Alter immer häufiger auftretenden Demenz.
Demenzerkrankungen, Alzheimer und teilweise auch Parkinson mit entsprechenden Symptomen wie Gedächtnisverlust, Unsicherheit, Bewusstseinsausfällen, geistigen Verknüpfungsproblemen u.Ä. sind heutzutage ein weit verbreitetes Übel, unter dem immer mehr insbesondere ältere Menschen zu leiden haben. Schulmedizinisch kann sehr wenig gegen diese Erkrankung unternommen werden. In der Tradition der Klassischen Chinesischen Medizin gibt es seit jeher einen engen Zusammenhang zwischen dem Lebensstil des Menschen und seinen Alterserkrankungen!!!
Hier geht es mir, in aller gebotenen Kürze, nur um den geistig-seelischen Lebensstil des Menschen. Wie gehen wir mit Problemen und Schwierigkeiten um? Was denken wir über unsere Mitmenschen? Neigen wir zu übertriebenen Emotionen? Sehen wir eher Probleme im Leben oder große Freude? Helfen wir unseren Mitmenschen so oft wir nur können? Erkennen wir, dass wir wirklich (und tiefgreifend) nur gemeinsam stark sind? Erkennen wir unsere Berufung oder sehen wir nur die Vorteile des Jobs wie Bezahlung, Ansehen etc.?
Dies sind nur wenige Fragen, die in einem Leben und dessen Sinn auftauchen und die gesehen werden sollten. Diese Fragen beschreiben die Fähigkeit des Menschen, sich zu kultivieren und seine Talente und sein Potenzial der Gemeinschaft zur Verfügung zu stellen. Diese Fragen werden eingebettet in den Prozess des Qigong und der Meditation. Wie?? Oh, das ist leider schwierig zu beschreiben. Einerseits reden wir in den Kursen tatsächlich über solche Fragen. Reden verbindet, löst etwas in jedem Teilnehmer aus! Zudem üben wir ja auf einen ganz bestimmte Art und Weise. Diese Art und Weise verbindet uns mit der Natur, unserer Umwelt und mit unserem Inneren, unserem Geist, unserer Seele. Und dadurch kommen immer mehr “neue“ Wahrheiten über mich und das Leben, in dem ich mich befinde zum Vorschein.
Meditation und Qigong (und natürlich auch das Taijiquan) sind wirklich fantastische Wege, um sich den vielzähligen und weitreichenden Dimensionen des Lebens forschend zu nähern, um immer mehr über sich zu sehen, zu verstehen, zu erkennen. Selbsterkenntnis! Und Selbsterkenntnis ist der Weg zur Weisheit! Und Weisheit ist der Friedensgarant des älter werdenden Menschen.
Wir üben in der Meditation die ausschließliche Betrachtung des Seins. Ohne Wünsche, Urteile, Begierden, Wissen! Wir sitzen in tiefer Stille des Geistes und ebensolcher Zufriedenheit der Seele!
Im Qigong lenken wir das sogenannte Herz-Yang nach unten zur Niere. Über die Organsysteme Lunge und Milz gelangt dieses schließlich zur Niere. Dort wird diese Energie verfeinert und gespeichert und bei Bedarf entsprechend eingesetzt. Das Nieren-Qi ist wie Geld. Man kann es überall im gesamten Körper einsetzen. Es wandelt sich wie benötigt in Leber-Qi oder Dickdarm-Qi usw.. Deshalb ist die Niere so wichtig in der chinesischen Tradition und die Retreats im Winter (und zu anderen Jahreszeiten) eine besonders wichtige Praxis, um die Niere zu stärken.
In diesem Kultivierungsprozess, üben und reden (sinnieren) über die angesprochenen Aspekte, stärken wir also das Nieren-Qi. Dieses Nieren-Qi ist es nun, welches das Gehirn nährt und gesund erhält. Entsprechend aufbereitet wird es über die Wirbelsäule, das Netzwerk der Blase und den Dumai nach oben geschickt, um das Gehirn mit allen wichtigen Flüssigkeiten und Qi zu versorgen. In diesen Prozess greift die Kultivierung positiv fördernd ein. Andererseits erkennen wir durch die angesprochene Selbsterkenntnis immer häufiger schädliche Verhaltensweisen und können diese verändern und letztlich loslassen.
Ein wirklich verlässliches Mittel gegen alle Arten von Demenz ist die Kultivierung des eigenen Herzens!
Titelfoto: Tim Reckmann, Pixelio