Ja natürlich, ich spreche tatsächlich heute über 2 Filme, die sich auf eine bestimmte Art und Weise sehr ähnlich sind und dennoch auch ganz unterschiedlich. Nach langer Kinopause habe ich es mal weider geschafft zweimal ins Kino zu kommen.
Fassbinder, das Enfant Terrible des deutschen Filmgeschäfts in den 70er und 80er Jahre – in einer gnadenlos guten schauspielerischen Darstellung von Oliver Msucci verkörpert (übrigens ist das gesamte Ensemble hervorragend) – wird in disem eigenwilligen Film in all seinen Facetten gezeigt.
Da sind einerseits seine unendliche tiefe Sehnsucht nach Zärtlichkeit und Liebe, die immer wieder zum Vorschein kommt. Andererseits seine (selbst-) zerstörerische Art seine Kreativiät zu leben.
Er wandelt nicht auf einem schmalen Grat, sondern auf einem riesigen Highway – angeheizt durch jede Menge Drogen – und ist dabei unhöflich, lästig, unbequem, verrückt, widerlich, brutal und schonungslos. Allem gegenüber, auch sich selbst. Ein Genie und eine Schwein. Pflicht, wenn man Filmkultur mag und einiges an körperlicher wie auch vorwiegend emotionaler Brutalität aushält.
Niemals Selten Manchmal Immer ist genauso ein Filmjuwel. Genauso im Sinne einer sehr einzigartigen Umsetzung der Geschichte. Wenig Dialoge, wenig verschiedene Situationen, wenige Akteure.
Die beiden Mädels (Teenagerinnen) um die es geht, stechen ebenfalls mit einer schauspielerischen Glanzleistung hervor. Sidney Flanigan und Talia Ryder torkeln einerseits selbstbewusst und stark, andererseits verletztlich und verunsichert durch New York, das es eine – allerdings zeitweise quälende – Wonne ist, ihnen dabei zuzuschauen.
Autumn, so heißt Sidney im Film, ist ungewollt schwanger und möchte nicht, dass ihre etwas schräge Familie Wind von der Sache bekommt. Ihre Cousine Skyler (Talia) begleitet sie – oft wortlos und karg – ins ferne New York, da eine Abtreibung in Pennsylvania aus gesetzlichen Gründen nicht möglich ist.
Der Film offenbart nicht nur die Stärke der Frauen, für ihren Körper und das Recht auf Selbstbestimmung durchzuhalten. Und schon das ist ein großartiges Thema und ein Verdienst des Films. Wie die beiden Mädchen sich oft schweigend durch das Labyrinth aus Tragik und Kargheit bewegen ist unglaublich intensiv umgesetzt.
Doch er verdeutlicht gleichzeitig auch – insbesondere im Interview in der Klinik – die Ausweglosigkeit ihres Lebens. Das Leben wird gezeigt als eine unliebsame Aneinanderreihung weniger schöner, zumeist jedoch eher grauenvoller Momente.
Die Geschichte der Schwangerschaft, die Abtreibung und auch die Reise nach und der Aufenthalt in New York verdeutlichen intensiv, fast quälend die Trostlosigkeit des Lebens der Protagonisten. Und es lässt sich erahnen, dass nach Ende der Reise die Trostlosigkeit noch stärker sein wird, aufgrund der Ereignisse in NY.
Kein Film für Actionliebhaber, aber ein Muss für alle, die gutes Kino und gute Geschichten mögen.