Die Füße
Auf unseren Füßen stehen wir, sie bringen uns fort, sie bewegen uns, sie haben eine sehr große Bedeutung für uns. Alle Beschwerden in oder an den Füßen sind natürlich Ausdruck einer innerer Disharmonie – wie bei jeder Erkrankung.
In den Anfragen von Kurteilnehmern ging es um Hammerzehen, Halluxe und Ähnliches. Aber auch Knöchelprobleme oder Fersensporne sind Ausdruck tiefer innerer Störungen des energetischen und psychosozialen Gleichgewichts.
Die Füße sind in der KCM verschiedenen Organsystemen zugeordnet. Wenn beide Füße nebeneinander stehen, so bilden sie ein Rechteck. Im Alten China wurde die Erde, die Äcker ebenfalls in Rechtecke eingeteilt. Allein aus dieser Idee heraus werden die Füße der Erde (Di) zugeordnet. Natürlich stehen wir zudem mit beiden Füßen auf eben dieser Erde.
Fest verwurzelt sein, standfest sein, fest im Leben stehen sind Ausdruck dieser Fähigkeit der Füße. Doch die Schwierigkeit bei diesem seine Wurzel finden, verwurzelt sein, fest stehen, ist es, in dieser Verwurzelung beweglich, flexibel zu bleiben.
Dies ein typisches Beispiel für die Idee des Yin/Yang. Es ist immer beides da und es braucht auch immer beide Seiten. Nur gute Wurzeln zu haben, kann uns schnell auch stur und geistig unbeweglich machen. Hier ist mein Platz, hier ist meine Heimat wäre solch ein unflexibler Gedankengang. Und zwar unabhängig davon, ob wir darin wirklich einen Halt für uns spüren!!!
Also, ich will damit beschreiben, dass viele Menschen dies nur meinen. Sie meinen, dass ihnen ihr Elternhaus Stabilität bringt. Doch sie spüren es nicht so! Es ist einfach nur ein Gedankenkonstrukt, was jeglicher Erfahrung entbehrt! Wir meinen oft nur, dass wir diese oder jene Bedingungen brauchen. Doch wissen tun wir es gar nicht, weil wir so unbeweglich sind, dass wir es – aus diesem besagten Glaubensmuster heraus – auch niemals ausprobieren würden.
Der Fuß versinnbildlicht die wahre Bedeutung von Stabilität. Festigkeit und Beweglichkeit, Standhaftigkeit und Flexibilität. Ich habe am letzten Ausbildungswochenende auch darüber gesprochen. Dieses Festhalten an angeblichen Wahrheiten, die wir niemals selber untersucht haben.
Die Füße sind relativ klein im Vergleich zum Rest des Körpers, aber dennoch sind sie stark genug, diesen Körper zu tragen und ihm Stabilität zu verleihen. Dazu benötigen sie eine gute Durchlässigkeit. Nur durchlässige Füße können überhaupt verwurzeln…;-D! Durchlässig und beweglich, flexibel müssen Füße sein. Dann sind sie an jedem Ort, egal wohin wir uns gerade bewegen, fest, stabil und bleiben dennoch weich, nachgiebig und beweglich. Füße tragen uns ja auch an neue Orte. Und das ist ihre Natur!! Versteht ihr?? Wenn wir uns der Bewegung verweigern, verweigern wir uns dem Neuen, dem Leben schlechthin.
Fußerkrankungen haben somit natürlich einen Bezug zu unserem Weltbild, zu unserem Denken, zu unserer Gefühlswelt. Blockaden in bestimmten Leitbahnen – den 6 Meridianen der Füße, die da sind: Niere, Blase, Magen, Milz, Leber und Gallenblase – tun ihr übriges.
Dann entstehen Fließbeschwerden, die sich natürlich auch im Fuß äußern können. Beim Hallux beispielsweise sind Milz und Leber betroffen, was vielleicht auf mangelnde Demut, fehlende Bescheidenheit, zu intensive Gefühlswelt, inneren Zorn oder ähnliche Aspekte zurückzuführen ist. Auch Sehnenverkürzungen an den Füßen deuten auf solche Problematiken hin und sind nicht nur durch äußere Anwendungen wie beispielsweise Massage zu heilen. Innere Hitze, Trockenheit und Blockaden spielen also, neben der Einstellung zum Leben, eine ebenfalls große Rolle.
Im Qigong ist die Stellung und Haltung der Füße deshalb von extremer Bedeutung. Lebendigkeit in den Füßen bedeutet Lebendigkeit im Leben. Die Füße übertragen unser Körpergewicht, aber sie übertragen auch Qi. Im Qigong sollten wir stetig mit den Füßen spielen, sie beobachten, sie tief im Inneren erfühlen, ihnen danken und mit ihnen reden. Doch wie spiele ich mit meinen Füßen? Nun, indem ich immer wieder mal ganz sanft, sehr subtil in sehr feinen Bewegungen (von außen kaum sichtbar) mit den Zehen spiele. Ich drücke sie sanft, fast ohne Muskelkraft auf den Boden. Ich lasse wieder los. Ich rolle meinen Fuß kreisförmig und erspüre die Druckveränderungen im (inneren) Fuß. Ich schiebe ganz fein das Fußgelenk nach vorne und spüre, was sich alles verändert. Im Stehen (Zahn Zhuang) als auch im bewegten Qigong, erst Recht bei Übungen mit Schritten, müssen wir ebenfalls sehr genau fühlen, was die Füße tun, wie sie auf dem Boden stehen und ob sie durchlässig sind, damit Körpergewicht und Energie auch übertragen werden können. Und wir sollten auch immer wieder mal schauen, wie unsere Füße stehen – auch oder gerade im Qigong – und sie ggf. korrigieren, sanft, fein und behutsam. Denn Veränderungen benötigen Zeit und Engagement. Im Leben gilt übrigens dasselbe. Standfestigkeit hat sehr, sehr viel mit den Füßen zu tun. Und die Füße erlauben uns Richtungswechsel, schnelle und langsame Bewegungen, wir können die Füße heben, mit ihnen fließen und uns treiben lassen.
Organspezifisch möchte ich hier (nur) noch die Niere (Shen) erwähnen. Der erste Punkt der Nierenreitbahn YONGQUAN ist ein sehr wichtiger und ebenfalls sehr sensibler Energiebereich des Körpers. Über Yongquan wird ein großer Teil der Kraft und ein großer Teil der Energie übertragen. Yongquan ist der Mittler zwischen UNS (dem Menschen <> Ren) und der Erde, unserem Körper. Aber natürlich auch der Mittler (durch uns hindurch) zwischen uns und dem Himmel, als auch zwischen Himmel und Erde. Die Niere kontrolliert die Füße heißt es in alten Medizintexten.
Gerade bei bekannten Fußstellungsproblemen wie etwa Knickfuß, Senkfuß, Spreizfuß etc. ist es enorm wichtig, regelmäßig mit den Füßen zu arbeiten. Qigong und Taijiquan sind hervorragende Methoden, um dies zu tun! 😉 Aber auch eine Massage der Füße sollte zum regelmäßigen Ritual gehören, wenn wir unsere Füße wirklich schätzen. Die Massage des Yongquan ist eine sehr effektive Selbstmassage, die weitreichende Auswirkungen im ganzen Körper haben kann, wenn wir sie regelmäßig und korrekt ausführen. Dazu reiben wir unsere Hände so lange, bis diese richtig heiss sind. Dann legen wie die Handflächen auf den Yongquanpunkt und geblieben die Hitze mit unserer Aufmerksamkeit bis tief ins Fußinnere hinein. Dann können wir den Yongquan reiben, kneten oder kräftig streichen um weitere Hitze zu erzeugen. Aber wir sollten auch fühlen, wie sich dieser Bereich – auch um den Yongquan herum – anfühlt. Verhärtungen massieren wir dann ggf. ebenso intensiv und lösen die Vergärung, die Blockade nach außen hin, zu den Rändern des Fußes hin auf. Ein etwas in die Mitte des Yongquan wirkender Druck von Daumen oder Mittelfingerknöchel regt das Qi an stärker zu fließen. Aber auch heiße Fußbäder (ggf. mit frischem Ingwer) sind – gerade in der Herbst- und Winterzeit – extrem hilfreich, um unsere Füße zu entlasten, sie zu fördern, sie zu unterstützen und ihnen so unsere Dankbarkeit zu zeigen.
Die Füße sind, und ich wiederhole dies hier nochmals mahnen, auch Ausdruck unseres Weltbildes, unseres Denkens. Wie die Füße braucht auch unser Geist (Shen) starke Prinzipien wie Willenskraft, Mut, Demut, Bescheidenheit, Hingabe uvm., bei gleichzeitig größtmöglicher Flexibilität. Sturheit, nicht flexible Prinzipien sind Ausdruck eines unbeweglichen Geistes und das nennen wir Dogma. Nichts im Leben, aber wirklich rein gar nichts ist immer gleich. Alle Aussagen, die wir treffen können, sind letztlich relativ. Dessen müssen wir uns immer bewusst sein, damit wir im Strom des Lebens mitfließen können, statt darin unterzugehen…;-D!
Fazit: Achte und pflege deine Füße!!!