Heute geht es um einen der wichtigsten Aspekte eines effektiven Qigongtrainings, das Spüren von Qi. Qi und Gong, die Arbeit mit dem Qi, das beharrliche Üben mit Qi setzt natürlich voraus, dass wir dieses Qi spüren und dessen Gesetzmäßigkeiten durchdrungen haben. Und dies nicht nur theoretisch, sondern eben ganz praktisch.
Die Voraussetzungen für das Erspüren des Qi sind vielfältig. Es beginnt damit, dass der Körper gut ausgerichtet ist (was wir u.A. im Stehen/Zhan Zhuang üben). Je weniger Hindernisse wir in unserer Körperausrichtung haben, um leichter kann Qi strömen und umso leichter können wir es wahrnehmen. Der Atem sollte langsam fließen und dabei tief, weich, sanft und rund sein. Fließen heißt, wir atmen ohne Unterbrechung, ohne Pause. Das klingt leichter als es manchmal ist, da viele Menschen sich angewöhnt haben, wenn sie sich stark konzentrieren (also beispielsweise beim Erlernen von etwas Neuem) dass sie dann den Atem anhalten, oft eben unbewusst. Bitte also darauf achten, dass zunächst einmal der Atem immer fließt, ohne Pause.
Dann schauen wir auf die Qualitäten des Atems. Er soll tief sein und mindestens bis in den Bauch hinein gehen. Unser Atem, bzw. das vom Atem mitgebrachte Qi sollte bis in das untere Dantian strömen. Dies muss aber unbedingt ganz sanft geschehen, genau genommen müssen wir es geschehen lassen. Kein Druck, kein Wollen. Das ist gemeint mit weich, sanft und rund. Es sollte niemals ein Gefühl von Eckigkeit, von Gewalt, von Druck, von großer Anspannung beim Atmen und im Atem zu spüren sein. Alles sollte ganz sanft geschehen.
Und natürlich muss unser geist nicht abgelenkt sein und er darf nicht mit Urteilen oder Wünsche, dass dieses oder jenes geschehen soll, belastet sein. Ein offener Geist (eben OHNE Urteile und Wünsche, Bewertungen), der in sich ruht und möglichst alles, was im Inneren des Körpers stattfindet wahrnimmt ist die beste Voraussetzung, um Qi zu spüren und dann damit arbeiten zu können. Keine Emotionen, keine Wollen bitte. Wir sind wirklich entspannt und sehr aufmerksam und sanft gerichtet auf innere Aspekte des Körpers.
Neben diesen Allgemeinen Forderungen kann man die Sensibilität, das Erspüren von Qi gezielt trainieren. Die beginnt mit einem wichtigen Energiepunkt in der Hand, LAOGONG. Laogong gehört zur Herzbeutelleitbahn und ist somit eng mit dem Herzen verknüpft. Übersetzt als “Palast der Arbeit”, gilt es natürlich, nicht die körperliche Arbeit zu sehen (die die Hände ja auch erledigen können), sondern die energetisch-geistige Arbeit, die wir mit Laogong ausführen könne, zu sehen und dann zu trainieren. Laogong zu trainieren ist für jeden Qigongler wichtig, aber ebenso für jeden Therapeuten. Laogong kann uns unglaublich Daten über uns aber eben auch über unsere Patienten liefern. Richtig trainiert ist die Hand im Allgemeinen und Laogong im Besonderen ein unglaublich feines Messwerkzeug. Was wird gemessen? Nun, genau dieses Aktivität (oder auch Nicht-Aktivität) des Qi. Mit dem Laogong kann man Qi spüren und führen bzw aussenden, je nach Situation.
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Das Training
Die Übung kann im Sitzen oder Stehen praktiziert werden. Wir sind vollkommen entspannt im o.g. Sinne. Nun halten wir unsere Hände vor dem Brustkorb, die Fingerspitzen zeigen nach oben, die Handflächen zueinander, dazwischen etwa eine faustbreit Platz. Die Haltung ist locker, die Schultern hängen, die Ellbogen hängen und wir spüren nun in die Hände und in den Zwischenraum zwischen den beiden Händen. das machen wir für einige Minuten, bis wir eine Reaktion spüren können, ein Pulsieren, Wärme, Kribbeln, was auch immer. Wir stellen uns nun einen Luftballon zwischen unseren Händen vor. Wir sehn ihn oder spüren diesen Ballon ganz deutlich.
Dann atmen wir durch die Nase ein und spüren, wie sich der Ballon ausdehnt und die Hände auseinandergehen, bis sie etwa 25-30 cm auseinander stehen, immer noch auf Höhe des Brustkorbs. Dann atmen wir aus und der Ballon wird wieder kleiner und die Hände kehren auf die Ursprungsentfernung zurück. Ein <> größer, Aus <> kleiner. Das üben wir nun für mindestens 15 – 20 Minuten. Größer, kleiner und dabei nichts denken, nur wahrnehmen. Wir spüren in die Hände, den Ballon aber auch in den Rest desKörpers, denn das Qi kann auch in anderen Regionen aktiviert als nur dort, wir wir gerade arbeiten.
Nach etwa 20 Minuten schieben wir den Ballon, der nun sehr stark angereichert und aufgefüllt ist mit Qi, in unseren Brustkorb hinein. Langsam. Wir sammeln das Qi dort im Brustkorb, im mittleren Dantian, während die Hände, Handfläche der einen Hand auf dem Brustbein, Handfläche der anderen Hand auf deren Handrücken, liegen. Dann führen wir im Inneren das Qi, im Äußeren die Hände auf dem Körper liegend nach unten. So landet das angereicherte Qi im unteren Dantian, im Unterbauch, unterhalb des Nabels. Auch die Hände liegen nun dort. Und wir stellen uns vor, dass das gesammelte Qi dort gespeichert wird. Es lagert dort im Unterbauch. Es verbindet sich mit unserem Qi. Danach beenden wir langsam die Übung, indem wir die Hände sinken lassen, die Augen öffnen und die Aufmerksamkeit langsam aus der Übung herausnehmen. Nun kehren wir langsam zurück in den Alltag oder praktiziere eine andere Qigongübung…;-).